Schlechter Sex in Büchern

Heute möchte ich mit dir über ein besonderes Thema reden. Früher oder später muss sich jedes Pärchen darüber austauschen und das werde ich heute mit dir tun. Vertrau mir, es ist wichtig für unsere Zukunft.

„Aber wir sind kein Pärchen!“, rufst du schockiert und willst den Tab direkt wieder schließen, aber ich überreiche dir einen 50€- Schein. Du bleibst.

Ja, noch nicht. Sei doch nicht so pessimistisch. Also, möchtest du jetzt endlich wissen, worum es geht?

Du wirkst unsicher, nickst aber schließlich.

Sex.

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Es ist nicht schlimm, dass du noch Jungfrau bist. Ich bin ganz vorsichtig. Versprochen. 

Genau genommen geht es um:

Schlechte Sexszenen in Büchern

Nun, es gibt verschiedene Arten von Sexszenen in der Literatur. Heute befassen wir uns nur mit den schlechten, grausamen, furchtbaren, bei denen jeder normal denkende Mensch sofort einen Anti- boner bekommt. Wenn nicht, dann sind diese Menschen entweder geistesgestört oder hoffnungslos romantisch.

Beginnen wir mit dem fatalen Fehler Nummer 1.

Kosenamen

Sie sind wie bösartige, kleine Zecken, die sich in dein Gehirn bohren und dich nicht mehr loslassen. Hast du den Kosenamen eines Charakters einmal gehört oder gelesen, wirst du diesen immer mit ihm in Verbindung bringen. Es kann Segen und Fluch zugleich sein.

Ich spreche allerdings von Flüchen, denn in schlechten Liebes- und Sexszenen geben sich die Charaktere Spitznamen wie „Hasenfuß“, „Hengst“ oder „Göttin“. An dieser Stelle sei erwähnt, dass ich mir diese Kosenamen nicht ausgedacht habe. Sie existieren wirklich in diversen Büchern. Ich schwöre!

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Hot bunny.

Jemand kann eine Szene schreiben, die über- erotisch ist. Wenn dann aber dieses Bild in meinem Kopf ausgelöst wird, bekomme ich den Lachkrampf meines Lebens. Es ist wirklich verschwendetes Potenzial und lässt die Szene einfach nur noch lächerlich wirken.

Viele Bücher, in denen solche Kosenamen vorkommen, begehen den zweiten Fehler ebenfalls.

Das perfekte erste Mal

Oftmals ein Bestandteil von übertrieben kitschigen und klischeehaften Jugendromanen. Sie ist gerade einmal vierzehn Jahre alt, höchstens sechzehn und ihr Leben bekommt wieder einen Sinn, als sie sich in ihn verliebt. Er ist selbstverständlich älter, mindestens achtzehn, so muskulös wie ein Bodybuilder, aber innerlich sanft wie ein Kätzchen.

Wahlweise ist er auch ein Vampir oder Werwolf.

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Look at my vamp, my vamp is amazing, give it a lick!

Nach ewigem Hin und Her verliebt er sich natürlich auch in sie, obwohl er jede andere haben könnte.

Das Mädchen ist unperfekt und er selbst makellos. Sie ist unerfahren und er hat schon die halbe Stadt flachgelegt. Deshalb braucht er wahrscheinlich zur Abwechslung mal ein Zimmer voll mit Rosenblüten, welches durch romantisches Kerzenlicht beleuchtet wird.

Außerdem hat sich der Autor scheinbar das Schreibziel gesetzt, dass ein Vorspiel zwischen den beiden Charakteren mindestens fünfzig Seiten andauern soll, weil der Plot sonst nicht lang genug ist.

„Fünfzig Seiten?!“

Ja. Stell dir vor: andere Autoren bringen in fünfzig Seiten ihre Geschichte voran, inklusive Plot twist und Charakterentwicklung. Okay, ich komme vom Thema ab. Nach dem Vorspiel- Marathon, wenn es endlich so weit ist und sie sich gegenseitig ausgezogen haben, ist er unglaublich vorsichtig und sanft, während sie einen inneren Monolog führt, wie toll er doch ist. Laaaaangweilig!

Es ist verdammt einschläfernd. Wirklich.

So, nun kommen wir vom Langweiligem zum Übertriebenen. Auch ein sehr schönes Thema sind Kussszenen. Dieses Wort sieht echt vergewaltigt aus, aber es steht so im Duden.

Kussszenen  

Genau genommen sind es die übertriebenen Kussszenen. Diese, bei denen du in eine kleine Existenzkrise verfällst und dich fragst, warum dein eigenes Leben so unspektakulär ist. Ich versuche an dieser Stelle mal, so einen Kuss zu verbildlichen.

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Kiss me, Baby!

Die Charaktere versuchen regelrecht, sich gegenseitig aufzufressen, was ich persönlich ziemlich unsexy finde. Am besten beginnen diese Szenen auch noch mit „Sie bohrten ihre Zungen ineinander“ oder „Sie züngelten voller Leidenschaft“.

„Was für Bücher liest du?!“, fragst du mich entsetzt.

Das… frage ich mich auch manchmal. Es bleibt aber mein kleines, dreckiges Geheimnis.

Bei dieser Art von Kussszenen gibt es zwei Sorten von Charakteren, die sehr verschieden reagieren. Charakter A konzentriert sich überhaupt nicht auf den Kuss, sondern hat während des Speichelaustauschs einen inneren Konflikt, den er auf der Stelle bewältigen muss!

Charakter B braucht danach keinen Geschlechtsverkehr mehr, weil er so unglaublich leidenschaftlich ist, dass er bei einem Zungenkuss schon zum Orgasmus kommt. Ich weiß genau, was du denkst. Das würde ich auch gern können!

Alles in allem würde ich behaupten, weniger ist mehr, was uns auch schon zum nächsten Desaster bringt. Wann bekomme ich endlich einen Preis für meine geilen Überleitungen?

Zu viele Details

Manche Autoren verstehen nicht, wann es „zu viel des Guten“ ist. Ich mag detaillierte Beschreibungen wirklich gerne und sie sind wahnsinnig wichtig für den Welt- und Sympathieaufbau. In Sexszenen hingegen sind sie eindeutig fehl am Platz. Es sei denn, du möchtest Ekelgefühle bei deinem Leser auslösen.

Für den Leser ist es weder wichtig zu wissen, wie feucht sie gerade ist, noch, wonach sein Sperma im Moment schmeckt.

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Das sind Dinge, die bitte der gesamten Menschheit erspart bleiben sollen. Wenigstens aus Nächstenliebe!

Einige Autoren neigen dazu, ihre eigenen sexuellen Bedürfnisse in ihr Werk einzubringen, was eher kontraproduktiv ist. Jeder hat seine eigenen Vorlieben und das sollte man beachten, wenn man eine gute Sexszene schreiben will.

Zu detaillierte Beschreibungen lassen keinen Raum für eigene Vorstellungen, die einen vielleicht eher reizen. Man könnte zum Beispiel stattdessen näher auf die Sinneswahrnehmung und Gefühle des Charakters eingehen, aber das nur als Tipp am Rande.

Wir nähern uns der Nummer 5, meinem absoluten Lieblingsthema.

Schlechte Metaphern

Ob du es glaubst oder nicht, es gibt unglaublich schlechte Metaphern für den Koitus, und damit meine ich nicht sowas Harmloses wie Rohre verlegen oder Liebe machen. Es ist so widerlich, dass es schon wieder lustig ist.

Im ersten Beispiel „schwingt er seine Keule“ (und er ist kein Höhlenmensch!), im zweiten „vergräbt er seinen Knochen“ (ein Hund ist er auch nicht). Ihre „Tropfsteinhöhle“ ist warm und er „durchquert ihren feuchten Dschungel“.

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Ratespiel für die Hobbypsychologen unter euch: Welcher Mensch denkt sich so etwas aus? Wie nennt man diese Krankheit?

Eine Schweigeminute.

„Schreibst du auch solche Geschichten?“, willst du nebenbei wissen.

Ähhh… Nein, natürlich nicht! Wie kommst du auf sowas? Das ist ja lächerlich…

An dieser Stelle möchte ich einen Freund grüßen, von dem ich eines der Zahlreichen Beispiele in diesem Blogpost geklaut habe. (Fühl dich geherzt!)

Zum Schluss will ich noch erwähnen, dass für all diese Fehler gilt: Sie sind nicht schlecht, wenn sie gewollt ekelig, abstoßend, kitschig oder übertrieben sind!

Nun, das waren meine fünf schlimmsten Sexszenen in Büchern. Stopp! Du dachtest echt, das war es schon? Nein. Mwahahaha!

Dieser Beitrag ist in Kooperation mit dem lieben Zombiebabyhitler entstanden. Sieh es als eine Art Blog- Sex. Wir haben uns ausgetauscht und dementsprechend findest du auf seinem Blog 5 weitere dumme Fehler.

Keine Sorge, er wird sicherlich ebenfalls sehr sanft zu dir sein!

*Klick*


Welche Erfahrung habt ihr mit Sexszenen in Büchern gemacht? Hattet ihr auch manchmal das Bedürfnis, euren Kopf gegen die Wand zu schlagen? Kennt ihr richtig gut geschriebene Sexszenen? Oder habt ihr vielleicht sogar schon mal selber eine geschrieben?


8 Gedanken zu “Schlechter Sex in Büchern

  1. Das ist so genial…. 😀
    (Okay, ich gebe zu, ich habe gesehen, dass du bei mir stöberst, kam zum Gegenstöbern vorbei und das war nun mal der eyecatchigste Artikel, der mir entgegenflog xD )
    Ich lese eigentlich keine kitschigen Jugendromane. Und eigentlich lese ich auch keine Bücher, die explizit als Erotik deklariert sind. Mag ich nicht.
    Dennoch ist mir JEDER dieser Fehler schon mal irgendwo begegnet.
    (Die schrägste und irgendwie ekligste Szene ever begegnete mir übrigens ausgerechnet in einem der „A Song of Ice and Fire“-Bände, ich weiß nur nicht mehr, in welchem von ihnen. Falls du die Szene auch kennst, weißt du vermutlich genau, welche ich meine 😀 )
    Und das ist einer der Gründe, aus denen ich keine schreibe. Ich will nicht so einen Stuss produzieren, nur weil ich solche Szenen einfach nicht drauf habe 😀

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    1. Schön, dass du dich hierher verirrt hast. 😀 (Bin vorhin ein großer Fan von deinem Blog geworden!)
      Bei mir ist das ähnlich, ich lese eigentlich auch keine Jugendromanzen oder Erotikromane. Ich schätze gerade deswegen sind die Fehler in den Büchern so auffällig, weil diese sogar DEN Plot schlechthin zerstören können. xD
      Interessant, dass du „A Song of Ice and Fire“ erwähnst, die Bände stehen schon länger auf meiner „Will ich lesen“- Liste. Wenn ich denn endlich mal dazu komme und die Stelle finde, werde ich mich an deine Worte erinnern!
      Übrigens kann ich es gut nachvollziehen, dass du aus diesen Gründen keine Sexszenen schreibst. Mache ich auch nicht. Noch nicht! Vielleicht irgendwann mal in einer Szene, die mega ekelig oder lächerlich wirken soll. Dann wäre dieser Beitrag sogar eine „How to“- Liste. 😀

      (Der Titel soll auch ein Eyecatcher sein. Mein teuflischer Plan hat funktioniert!)

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      1. (:D )
        Oh ja – ich meine, auch so eine Szene verdient es, mit einer gewissen Würde und Eloquenz erzählt zu werden. Sonst wirkt sie lächerlich xD.
        Auf Deutsch oder auf Englisch? Ich habe mal ausgerechnet, wie viel ich für 5 Bände ausgegeben habe vs. wie viel mein Freund für 10 auf Deutsch ausgeben muss. Englisch: ca. 70€. Deutsch: ca. 250 € :O
        Ja, zu satirischen Zwecken ist dann wieder sowieso jedes noch so bescheuerte Wortspiel erlaubt, finde ich :D. Und jede noch so schräge Metapher :D.
        (Hat er *hihi*)

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      2. Ja, das sehe ich genauso. Außerdem kann ich doch nicht anderen Menschen Fehler aufzählen und dann selbst nichts gebacken bekommen. xD Das geht auch nicht.
        Oh, und danke für den Tipp! Das ist ja ein richtig krasser Preisunterschied. Dann werde ich es wohl auf Englisch lesen. 🙂
        Ich finde ja gerade die Autoren interessant, die solche Fehler zu ihrem Vorteil nutzen. Stephen King hat das voll drauf, finde ich. (Wenn du zufällig „Mr. Mercedes“ gelesen hast, weißt du bestimmt, was ich meine! xD)

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      3. Stimmt, der Preisunterschied ist echt krass. Wobei man dafür aber sagen muss, dass die englischen Ausgaben sehr schnell etwas zerlesen aussehen. Aber im Original ist eh meist schöner :).
        Mr.Mercedes nicht, aber andere Sachen von Stephen King. Der Mann ist clever 😀

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      4. Ach, „zerlesen“ kann auch ganz schön aussehen, solange man nicht Kaffee oder Kekskrümel im Buch hinterlässt. 😀
        Wenigstens sieht man so, was man schon alles gelesen hat!

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